Standortbindung und Zeitlichkeit
"So verglich Comenius 1623 die Tätigkeit der Historiker mit der Sicht durch Fernrohre, die posaunengleich über die Schultern nach rückwärts weisen. Mit solchem Blick in die Vergangenheit suche man Lehren für die eigene Zeit und die Zukunft zu gewinnen. Überraschend aber seien die gebogenen Perspektiven, die alles in jeweils verschiedenem Licht zeigen. Deshalb dürfe man sich keineswegs darauf verlassen, ... daß eine Sache sich auch wirklich so verhalte, wie sie dem Beobachter erscheine. Jeder traue nur seiner eigenen Brille ..."
(Reinhart Koselleck, Standortbindung und Zeitlichkeit. Ein Beitrag zur historiographischen Erschließung der geschichtlichen Welt, in: ders.: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, 3. Aufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1995 [1979], 176-207, hier 184.)
Johann Amos Comenius, Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens, 1623.
(Thus, in 1623, Comenius compared the occupation of historians with the view in telescopes, which like trombones over the shoulders point backwards. With such a view towards the past they try to learn a lesson for their own time and future. However, surprising are the bent perspectives, which show everything in ever different light. Therefore, one can by no means trust... that a thing really behaves in such a manner as it looks like. Everyone only trusts one's own glasses).